Montag, 17. September 2012

The Cabin in the Woods (Metabolismus)


Das Spiel mit Erwartungen. Der Trailer zu The Cabin in the Woods nimmt auf den ersten Blick vieles vorweg und auch das Plakatmotiv scheint den doppelten Boden mehr als anzudeuten. Dass es zumindest kein klassischer Backwoods-Horror ist, wird spätestens offensichtlich, wenn eingangs zwei ältere Hemdträger (Richard Jenkins und Bradley Whitford) beim Smalltalk in einem merkwürdigen Bürokomplex auftreten und der erste Schockeffekt - von eher wenigen - der Filmtitel ist. Erst danach werden die Protagonisten eingeführt, eine Gruppe Studenten auf dem Weg in die Wälder. Doch die Holzhütte hält nur kurzzeitig juvenilen Spaß bereit und alsbald ist Überlebenskampf angesagt...

Die Last der Erwartungen. Sowohl Rezipienten als auch Rezensenten stellt The Cabin in the Woods vor Herausforderungen. Bereits der Hinweis, dass hier nicht alles so ist, wie es scheint, wird den Zuschauer beeinflussen. Gleichzeitig funktioniert der Film als traditioneller Vertreter des Genres eingeschränkt, da er dessen Mechanismen regelmäßig stört: Der fortwährende Wechsel zwischen Hütten- und Bürobelegschaft untergräbt den Spannungsaufbau, ebenso wie die eigentliche Horrorhandlung, welche insbesondere anfänglich als geradezu einfallslos bezeichnet werden kann.

Dekonstruktion und Metaebene. Dies steht auf der Carte blanche des Films und mag wie eine schmeichelnde Entschuldigung für vermeintliche Mängel wirken, doch die Autoren Drew Goddard (Cloverfield, Lost) und vor allem Joss Whedon (The Avengers) stehen für Glaubwürdigkeit aufgrund ihres bisherigen Schaffens. Und mit Horrorgrundkenntnissen ist es kaum zu übersehen. Die Selbstreflexion wird dabei weniger offen als in Scream oder auch Tucker & Dale vs Evil an- bzw. ausgesprochen, obschon der Kiffer der Truppe frühzeitig und bisweilen völlig willkürlich entsprechende Blicke durch den Spiegel wirft, dies aber natürlich als grünes Geschwafel abgetan wird.

The Cabin in the Woods bearbeitet das Horrorgenre mit einer ambitionslos wirkenden Geschichte, strotzt dabei vor Brechungen und Zitaten, sei es auf der Motiv-, Figuren- oder Handlungsebene. Nicht immer überstrahlt der Subtext das eher gewöhnliche Filmgeschehen und besonders im Finale tritt die Knappheit an erzählerischem Fleisch hervor, wird jedoch herrlich blutig serviert. Und das Filmende ist schlicht großartig (dieser Satz enthält eine Metaebene). Für Gelegenheitsgrusler vielleicht unbefriedigend, aber Pflichtprogramm für kundige Horrorfans.

THE CABIN IN THE WOODS von Drew Goddard (R, B) und Joss Whedon (B), USA 2011, IMDb, RT, FZ. Bildrechte: © Universum Film/Lionsgate

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen