Mittwoch, 4. Juli 2012

Das A-Team: Extended Cut (B-Plan)

Vor einigen Jahren wurden vier Männer einer militärischen Spezialeinheit wegen eines Verbrechens verurteilt, das sie nicht begangen hatten. Sie brachen aus dem Gefängnis aus und tauchten in Los Angeles unter. Seitdem werden sie von der Militärpolizei gejagt, aber sie helfen anderen, die in Not sind. Sie wollen nicht so ganz ernst genommen werden, aber ihre Gegner müssen sie ernst nehmen. Also wenn Sie mal ein Problem haben und nicht mehr weiter wissen, suchen Sie doch das A-Team! 
So eloquent begann die Actionserie meiner Jugend: Das A-Team. Über fünf Staffeln hinweg verhalfen Hannibal, Face, Murdock und B.A. mit Automatikgewehren, Schweißgeräten, Muskelkraft und falschen Bärten den Unschuldigen und Unterdrückten zu ihrem Recht, wenn die Justiz nicht helfen konnte oder wollte. Vigilantismus zum Mieten - die Gegner des A-Teams waren sowohl die Outlaws als auch der Rechtsstaat. Im sorglosen Geiste der 1980er wurden fröhlich Autos geschrottet, Sprengsätze gezündet und Fressen poliert - aber als Fernsehserie kam (fast) nie jemand ernsthaft zu Schaden. Bis auf leichte Variationen in der eher vergessenswerten letzten Staffel lief die Überzahl der für sich stehenden Folgen nach dem stets gleichen Schema ab. Das geringe narrative Fundament dürfte aber kaum der Grund gewesen sein, warum die Kinofassung fast ein Vierteljahrhundert später realisiert wurde, eher mag das popkulturelle Gewicht (Mr. T & Co.) eine Rolle gespielt haben.

Die Adaption für die Leinwand fungiert nun als eine Art Prequel, welches das nicht begangene Verbrechen der Spezialeinheit zeigt oder auch B.A.s Flugangst erklärt. Die schnelle Zusammenführung des A-Teams zu Filmbeginn ist dabei arg von Hurra-Militarismus getrübt, dann sind schon einige Jahre vergangen, in denen die vier Männer sich als beste Sondereinheit der US-Armee einen Namen machten und nun die letzten Tage des Irakkriegs absitzen. In einem finalen Coup sollen Dollardruckplatten wiederbeschafft werden, doch nach erfolgreicher Mission werden sie hintergangen und nicht nur unehrenhaft entlassen, sondern auch ins Gefängnis gesteckt (wenig nachvollziehbar). Als sich die Chance zur Flucht ergibt, macht sich das A-Team auf, die wahren Schuldigen zur Strecke zu bringen und ihren Namen reinzuwaschen...

Das Team hilft also primär sich selbst, zumindest keinen unterdrückten Mitbürgern - der Film spielt ausschließlich im Geheimdienst- und Militärumfeld. Allzu störend ist diese Abweichung vom Serienkonzept jedoch nicht und die Streichung eines sich verkleidenden Hannibals empfinde ich persönlich als durchaus positiv. Leider viel zu kurz kommt der Bastelaspekt: B.A. und Co. schweißen keine Do-it-yourself-Panzer zusammen. Selbst der ikonische Serienvan, der eingangs zerstört wird, feiert nicht seine Wiederauferstehung.

Die titelgebende Truppe bleibt insgesamt ihren Eigenheiten aus der Serie treu. Liam Neeson - in den letzten Jahren als Actionrecke gegen das Altern unterwegs - gibt einen sehr passenden Hannibal ab, wenn auch ernster als George Peppard im Original. Lebemann Face wird von Bradley Cooper dargestellt, der den Frauenhelden gut trifft, aber mit seinem gestählten Körper, gegen den Dirk Benedict wie ein Hemd wirkt, etwas zu sehr nach typischem Actionstar aussieht. Problematischer wird es bei B.A. und Murdock. MMA-Kämpfer Quinton Jackson mimt ersteren einfach viel zu zahm! Er ist nicht mürrisch, er prügelt sich nur zu Beginn in der famosen Einführung seines Charakters und wird zwischendurch gar zu einem Pazifisten.  Kein Vergleich zu Mr. T! Auch die berühmten Kabbeleien mit Murdock laufen eher lustlos nebenher. Dwight Schultz' Paraderolle des durchgeknallten Piloten wird von Sharlto Copley gespielt, der einen schönen irren Blick beherrscht, aber den merkwürdig schwankenden Wahnsinn oft zu albern interpretiert (dies könnte jedoch auch an der deutschen Synchronisation liegen). Erwähnenswert ist noch die neue Figur Charissa Sosa, eine Mischung aus den helfenden Frauen der TV-Serie (Amy Allen etc.) und gleichzeitig der verfolgenden Militärpolizei, charmant dargestellt von Jessica Biel.

Überraschend: Die Gruppendynamik innerhalb des A-Teams spielt eine untergeordnete Rolle. Abgesehen von ein paar lockeren Sprüchen sieht man die Jungs meistens am Besprechungstisch oder in Aktion. Dabei wird das Schmieden der Pläne mit der tatsächlichen Ausführung parallelmontiert, was der Action, die brutaler als zu TV-Zeiten ist, leider öfters den Wind aus den Segeln nimmt. Bedauerlich zudem, dass die Krawallszenen sehr unübersichtlich mit Wackelkamera und Schnittgewitter inszeniert werden und die CGI-Effekte jederzeit als solche erkennbar sind. Im Gegensatz zum A-Team selbst ist die Interaktion in den anderen Gruppen -  CIA-Agenten und Sosas Militärattachés - trotz ungleich geringerer Screentime voller nebensächlich-dummer, aber umso unterhaltsamerer Dialoge. Verkehrte Welt.

Zusätzlich wird die Einfachheit der Geschichte durch andauernde Schauplatzwechsel verschleiert,  trotzdem ist es mit der Logik zu Gunsten einiger Gags nicht weit her. Immerhin verschlägt es das A-Team auch nach Deutschland, obschon nicht viel damit angefangen wird. Der finale (und mäßig clevere) Plan des Teams stammt dann nicht einmal von Hannibal, dem plötzlich nichts mehr einfallen will, sondern von Face, der sich damit tatsächlich in den Vordergrund drängt - Ketzerei!

Das A-Team ist eine in Teilen durchaus gelungene Adaption, die den Stoff angemessen in die Neuzeit transportiert. Jedoch krankt der Film gerade am A-Team selbst und kann zum Ausgleich nur unübersichtliche Action bieten. Schade.

PS: Der "Extended Cut" ist ca. 15 Minuten länger als die mir nicht bekannte Kinofassung und fügt unter anderem kleine Cameoauftritte von Dirk Benedict und  Dwight Schultz ein.

DAS A-TEAM - DER FILM: EXTENDED CUT von Joe Carnahan (R, B), Brian Bloom (B) und Skip Woods (B), USA 2010, IMDb, RT, FZ. Bildrechte: © 20th Century Fox

1 Kommentar:

  1. ich konnte an dem film glaube ich überhaupt nichts finden, konservenaction, vorhersehbar is auf den letzten grashalm und der cast hat mich auch nicht umgehauen

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